Donnerstag, 27. Dezember 2018

Entscheidungskriterium für eine (neue) Ehe: das biologische Alter?

Nicht wenige Christen stehen vor der Entscheidung, wen sollen sie heiraten. Manche sind bei der zweite oder dritte Ehe. In dem Kontext stellt sich die Frage, inwieweit das biologische Alter ein wichtiges Entscheidungskriterium ist, um überhaupt den Annäherungsprozess zu starten.

Ich beobachte oft, dass Christen das Alter der Person als einer der Hauptkriterien der Vorauswahl definiert haben, um überhaupt den Annäherungsprozess anzustoßen, um zu der freudigen Begegnung anzukommen, ein Ehepartner/eine Ehepartnerin fürs Leben zu finden.

Was sagt uns das?

Die meisten machen die Annahme, dass ein gewisses Alter etwas über Charakter, Persönlichkeit, Einstellungen der Person aussagt. Und bis zu einer gewissen Grade ist dies nachvollziehbar. Wir sind so stark der kulturellen und gesellschaftlichen „Normen“ und Gedankenfestungen ausgestellt, sodass wir es schwer haben, unvoreingenommen diese Frage zu beantworten. D.h., wir machen schon irgendwelche Annahmen über die anvisierte Person.

Es ist auch klar, dass wenn es um Kinderwunsch geht, dann ist dieses biologische Alter auch entscheidend.

Aber sagt dieses biologische Alter etwas über unsere geistliche und seelische Reife aus?

Reifestufe einer Person

Der Mangel an Reife ist am Einfachstes bei Menschen mit Traumata zu entdecken. Die schlimmen Dinge, die uns passiert sind (Trauma von Typ B) wirken so, dass die Person bei einer bestimmten Reifestufe stehen geblieben ist („eingefroren“ ist). Dies ist der Fall, wenn die Person in Angst lebt, was auch als „posttraumatischer Stress“ bekannt ist.

Die Abwesenheit von guten Dingen im Leben einer Person verursachen manchmal auch Traumata, und zwar die von Typ A.  Diese Kategorie wird immer ein Loch in der Reifung einer Person verursachen. Daher ist es so wichtig, in Familien, Gemeinden und Kirchen zu sorgen, dass vor allem Traumata von Typ A geheilt werden. Sonst sind die Konsequenzen Unreife, Abhängigkeiten/Süchte, Erwachsene, die wie Kinder sich verhalten und handeln. Das Schlimmste ist, wir geben dies der nächsten Generation weiter!

Reife erkennt man einfach an die Freude, was die Person hat, eine bestimmte Aktion durchzuführen, eine Entscheidung zu treffen, oder mit jemanden zusammen Zeit zu verbringen.

Eine Gruppe von Christen um Dr. Jim Wilder, Neurotheologe, hat seit ca. vier Jahrzehnten sehr erfolgreich ein Konzept entwickelt, das die Reifung mithilfe Gottes aber auch der Gemeinde/geistlichen Eltern, ermöglicht. (https://lifemodelworks.org/)

Fünf Stufen der Reifung

Reifung kann in Stufen gemessen werden. Jede Stufe kann dadurch evaluiert werden, wie Menschen Leben stiften und empfangen.

Wenn man unterschiedliche Kulturen betrachtet, dann stellt man fest, dass es fünf Stufen der Reifung gibt. Die Eigenschaften der Stufen sind die gleichen, sowohl für Frauen als auch für Männer.

Anbei diese fünf Stufen:

  1. Kleinkind: empfängt, ohne etwas zu geben 
  2. Kind: lernt sich um sich selbst zu kümmern
  3. Erwachsene: kann zwei oder mehrere Personen pflegen (eine Person ist sie selbst)
  4. Elternteil: gibt/schenkt Leben den Kindern, ohne etwas zurück als Gegenleistung zu fordern
  5. Älteste: kümmert sich um Gemeinden und um Personen, die keine Familie haben (Witwen und Armen, wie die Bibel sagt)


Um die vollständige Entwicklung zu erreichen, muss jeder von uns durch alle diese fünf Stufen gehen, und die Anforderungen jeder Stufe erfüllen. Wir können keine Stufe überspringen. Vielmehr, jede Stufe baut auf die davor liegende Stufe auf. Wir sind keine Erwachsene, wenn wir nicht die Stufe des Kleinkindes und des Kindes „absolviert“ haben.

An die vollständige Reifung zu gelangen, ist unsere Verantwortung und unsere Aufgabe, und nicht Gottes. ER hat uns errettet, jedoch reifen müssen wir selbst mit SEINER Hilfe. Zusätzlich brauchen wir anderen Menschen um uns herum, damit unsere Reifung gefördert wird.

Was nun?

Zurück zu der Frage am Anfang: sagt das biologische Alter etwas über unsere geistliche und seelische Reife aus?

Ich bin der Überzeugung, dass es nicht der Fall ist. Ich habe viele Frauen und Männer in Gemeinden und in der Welt beobachtet, die gewisse Stufen der Reifung verpasst haben. Gründe sind viele, jedoch die wichtigsten wären folgende:

  • Im Wachstum des Menschen gab es Verletzungen, Traumata, toxische Beziehungen, die gewisse Reifestufen verhindert haben. Die Familie, die Gemeinde, die Kirche haben dafür unzureichend beigetragen.
  • Die Person hat sich absichtlich NICHT dafür entschieden, eine gewisse Reife zu erreichen. 

Und jetzt? 

Es gibt keine einfache Antwort zu dieser Frage! Eigentlich habe ich keine Antwort, nur eine Empfehlung/Anregung.

Angesicht dieser Erkenntnisse, rege ich an, dass jeder in diesem Annäherungsprozess einsteigt, wissend, dass sowohl die anvisierte Person, mit der man in einem Ehebund leben möchte, als jede(r) selbst vielleicht Lücken in der Reifung hat. Wenn man sich dies eingesteht und sich einigt, im Bund der Ehe diese Aufgaben mit hoher Priorität zu behandeln, dann schafft man ein solides Fundament für eine erfüllte Ehe.

Da gibt es wiederum zwei Möglichkeiten: 
  1. man steigt in diesen Prozess der gegenseitigen Unterstützung vor der Schließung der Ehe ein, mit der klaren Absicht, anschließend zu heiraten; 
  2. man riskiert und sagt JA zu dem Bund der Ehe und steigt richtig in diesem Prozess der Reifung ein.

Für die letzte Variante plädiert auch die Tatsache, dass die Erreichung einer gewissen Reifestufe viel Zeit, Liebe und nicht nur das Umfeld der Ehe, sondern auch Freunde, geistliche Eltern, Gemeinden und/oder Kirchen benötigt.

Gebet

VATER UNSER im Himmel, ich komme vor DIR und bete für alle Leser, dass wir DEINE Weisheit, Gunst und Leitung empfangen, so dass wir uns nicht von Vorurteilen und Gedankenfestungen ablenken lassen, sondern DEINEN Heiliger Geist einbeziehen, um die Person zu finden, die DU für jede(n) von uns vorbereitet hast, gemeinsam in einem Ehebund zu leben. 
HERR, wir beten für DEIN Licht über alles was verdeckt in uns ist, so dass wir ehrlich, wahrhaftig miteinander reden, uns austauschen und kommunizieren. Danke Heilige Geist, dass DEIN Wunsch ist, uns zur Seite zu stehen, als bester Freund und Ratgeber, um einen Ehebund vorzubereiten und zu schließen. 
JESUS, wir danken  DIR für DEIN Vorbild! Danke für DEIN Beispiel der Aufopferung für DEINE Braut! Bitte lehre DU die Männer, DEINEM Vorbild nachzuahmen. 
Danke HERR für Männer und Frauen, die trotz Scheidung, Witwersein, auf DICH hoffen, dass die nächste Ehe die richtige und die beste für sie ist! Amen!